Auf einen Kaffee mit… Silke Gebel
Silke Gebel, Fraktionsvorsitzende, über Familie, ihre erste Plenarrede und Feiern in Berlin
Du hast einen kleinen Sohn. Wie vereinbarst du Arbeits- und Familienleben?
Ich bin ja vier Tage nach der Geburt meines Sohnes in das Abgeordnetenhaus nachgerückt und dann erst einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Mutterschutz in Anspruch genommen. Danach haben wir uns zuhause so arrangiert, dass wir uns für bestimmte Zeiträume einen Babysitter holen. Die restliche Zeit teilen mein Mann und ich uns 50/50 auf. Er ist jetzt gerade in Elternzeit. Da kann er ein wenig mehr machen und sich gleichzeitig seine Zeit frei einteilen. Das funktioniert alles ziemlich gut.
Im Dezember 2014 hast du deine erste Rede über das „Michael-Müller-Gedächtnisbecken“ im Abgeordnetenhaus souverän gehalten. Wie war diese Erfahrung für dich?
Man ist natürlich aufgeregt aber bei der Grünen Jugend habe ich gelernt, relativ spontan vor 350 Leuten zu reden. Hier kommt es sehr auf die Art der Rede an, um die Menschen zu überzeugen. Das war ein gutes Training. Bei meiner Jungfernrede habe ich direkt Nachfragen erhalten, was ich aus anderen Parlamenten, wo ich vorher als Mitarbeiterin gearbeitet habe, so nicht kannte. Ich hab diese dann auch nicht zugelassen, solange ich mir nicht so sicher bin. Die Fraktion saß in voller Stärke da und hat mich unterstützt. Das hat mir sehr geholfen.
Was hat es mit deiner „gesellschaftlich engagierten Familie aus Koblenz“ auf sich, die du in deiner Vita erwähnst?
Meine Eltern waren immer ehrenamtlich aktiv. Das begann mit der Elternvertretung im Kindergarten und in der Schule durch meine Mutter. Mein Vater ist in einem Branchenverband seines Ingenieursberufs. Das hat früher auch unsere Wochenenden geprägt. Dazu besetzte er ein Ehrenamt in der evangelischen Kirche und hat dort viel Energie hineingesteckt. Für mich war es deshalb immer selbstverständlich, mich in meiner Freizeit für die Gemeinschaft zu engagieren und ein bisschen von dem, was ich Gutes im Leben bekommen habe, zurückzugeben.
Du sagst von dir selbst, dass du in Berlin „lebst, arbeitest und feierst“. Wo feierst du denn am liebsten?
Ich habe ja jetzt einen Sohn, der ein Jahr alt ist. Das heißt, gerade sind eher Kinderfeiern angesagt. Ich habe schon früher die Kinderparties meiner kleinen Schwestern geschmissen. Das macht auf jeden Fall Spaß. Kürzlich war ich auf einer Party im FC Magnet in Mitte und habe ein bisschen gekickert. Ich bin dafür, dass wir uns für die Fraktion auch einen Kicker organisieren. Ansonsten bin ich ein großer Fan von WG- oder Zuhause-Parties. Die sind mir lieber als Clubs. Schade, dass immer weniger meiner Freunde in WGs wohnen…
Was ist für dich das umweltpolitische Schwerpunkt-Thema 2014?
Das Jahr hat für mich politisch mit der Frage der Glassammlung angefangen. Aber es geht mir um die generelle Frage, wie in Berlin zukünftig Rohstoffe besser eingesammelt werden können. Einmachgläser und Verpackungen können, richtig getrennt, einfach wiederverwertet werden. Im Restmüll landen dann nur noch Sachen wie Babywindeln oder vollgeschnäutzte Taschentücher. Berlin ist in der einmaligen Lage, dass hier viele Unternehmen ansässig sind, die sich seit Jahren mit diesem Thema beschäftigen und die als zukünftige Partner zur Lösung dieses Problems in Frage kommen. Wir können in diesem Feld überregional eine Vorreiterrolle einnehmen. Es geht um die Frage, wie „Zero Waste“, also die komplette Wiederverwertung von Rohstoffen, innerhalb unserer Stadt erreicht werden kann. Dieses Ziel verfolgt der Senat offensichtlich nicht. Wenn wir Grünen regieren würden, wäre dies eines unserer Kernprojekte. Das wäre ein Beitrag für den Klimaschutz, der über Berlin hinaus Strahlkraft besäße.
Das Interview führte Marc Siepe.