Frauen und Mädchen mit Behinderungen empowern! Grünes Fachgespräch mit der Zivilgesellschaft
Wie können wir Mädchen und Frauen mit Behinderungen empowern, damit sie sich für ihre Rechte einsetzen und Gehör bekommen? Was muss die Politik dafür tun? Das waren Fragen unseres Fachgesprächs im Abgeordnetenhaus am 22. September 2023. Gemeinsam mit Initiativen, Selbstvertretungsorganisationen und vielen engagierten Menschen haben wir uns mit ca. 45 Anwesenden über die aktuellen Probleme und Lösungen ausgetauscht.
In ihrem Grußwort betonte Bettina Jarasch, unsere grüne Fraktionsvorsitzende, wie wichtig es sei, dass Politik sich für die Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen einsetzt, sei es beim Bauen und Wohnen, beim Verkehr, im Gesundheitswesen, und in anderen Bereichen.
Auf dem Podium begrüßten wir Yıldız Akgün, Gründerin und Leiterin von MINA-Leben in Vielfalt e.V. sowie Ulrike Haase vom Netzwerk behinderter Frauen e.V.
Highlights aus dem Input von Yıldız Akgün (MINA e.V.):
- Unterstützung heißt Empowerment – selbst handeln und selbst entscheiden ist wichtig
- Aufklärung und Bewusstseinsbildung sind nötig, damit Menschen mit Behinderungen Informationen über ihre Rechte und Möglichkeiten erhalten
- Eltern und Familien brauchen Unterstützung, um ihren Kindern Selbstbestimmung zuzugestehen und sie darin zu fördern
- Teilhabe geht nur mit finanzieller Unterstützung, von gleichberechtigter Teilhabe und Gesellschaft sind wir noch weit entfernt
- Selbstbestimmung in Bezug auf Wohnort oder die Wahl des Arbeitsplatzes oder der Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist aufgrund der fehlenden Plätze kaum möglich
- Auch bei der Freizeitgestaltung sind Menschen mit Behinderungen mit vielfachen Barrieren konfrontiert, was die Selbstbestimmung faktisch unmöglich macht
- Strukturelle dauerhafte Förderung ist essentiell, um vorhandenes Wissen weiterzuentwickeln statt immer wieder neue Modellprojekte zu initiieren. Gerade was Schnittstellen angeht, braucht man finanzielle Sicherheit, um aus der Pilotphase in die Weiterentwicklung zu kommen.
Highlights aus dem Input von Ulrike Haase (Netzwerk behinderter Frauen e.V.)
- Frauen mit Behinderungen werden doppelt diskriminiert und bilden das Schlusslicht am Arbeitsmarkt
- Gesellschaftlicher und politischer Bewusstseinswandel ist nötig: weg von der rein medizinischen Betrachtung hin zum Empowerment – Menschen mit Behinderungen sind Expert*innen eigener Sache
- Wir brauchen eine dauerhafte und stabile Finanzierung der Angebote, die regelmäßig angepasst wird, weil Bedarfe und Aufgaben stets wachsen
- Frauenbeauftragten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und anderen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen müssen gesetzlich verankert und finanziell ausstattet werden
- Frauen mit Behinderungen sind besonders von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen, daher brauchen wir Strukturen und Kanäle für einen Wissenstransfer zwischen Hilfesystemen im Gewaltschutzbereich und der Eingliederungshilfe.
Die Anregungen aus der Diskussion nehmen wir in der Fraktion mit. Wir setzen uns als Bündnis 90/Die grünen für mehr Empowerment und Sichtbarkeit von Frauen und Mädchen mit Behinderungen ein. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion fand der Austausch mit den anwesenden Initiativen, Einrichtungen und Frauen mit Behinderungen statt.