Der BER lehrt: Bauen ohne Plan kostet Zeit und Geld – viel Zeit und viel Geld
Der 2. Untersuchungsausschuss, der sich mit den Bau- und Finanzproblemen des Flughafens BER auseinandersetzt, neigt sich mit der heutigen Vernehmung des Flughafenchefs Engelbert Lütke Daldrup als vorletztem Zeugen dem Ende. Nach der Vernehmung von 55 Zeugen in rund zwei Jahren ist die wesentliche Erkenntnis, dass sich das Bau-Chaos auch nach der Entlassung des Technikchefs Körtgen und des Generalplaners pg bbi in 2012 fortgesetzt hat. Anstatt einen Neustart zu wagen, die Baumängel systematisch zu erfassen und darauf eine neue Planung aufzusetzen, wie es u.a. der spätere Technikchef Amann gefordert hat, galt weiter die Devise „Durchwurschteln“.
Die mit jedem neuen Geschäftsführer erfolgten Umstrukturierungen haben eben nicht zu einem konsistenten Krisenmanagement geführt, sondern eher das Gegenteil bewirkt. Einer Lösung und der baulichen Fertigstellung des BER kam man deshalb nur in Trippelschritten näher. Mehr Helme auf der Baustelle bringen eben nur etwas, wenn die Kopfe darunter auch wissen, was sie bauen sollen. Eine kontinuierliche Abarbeitung der Mängel durch die Baufirmen war ohne Kenntnis eines übergeordneten Bausolls nicht möglich. Erst durch die Begutachtung durch den TÜV in 2018 wusste die FBB wirklich, was für eine Inbetriebnahme noch abzuarbeiten war.
Politische Einflussnahme hat das Projekt nicht befördert, sondern durch die immer neuen Sonder- und Änderungswünschen insbesondere in der Anfangsphase gefährdet. Aufgrund mangelnder Kenntnisse im Projektmanagement und Umgang mit havarierten Bauvorhaben war eine effektive Kontrolle durch die Mitglieder des Aufsichtsrates nicht im notwendigen Maße gewährleistet. Der Flughafen sollte um jeden Preis schnell fertig werden, egal wie. Dieser Aktionismus hat letztendlich dazu geführt, dass die öffentliche Hand zweieinhalb Flughäfen bezahlt, jedoch mit einer Verzögerung von acht Jahren nur einen bekommen haben. Nach der baulichen Fertigstellung steht jetzt die finanzielle Sanierung an. Die wird noch mehr Steuermittel verschlingen.
Unsere wichtigsten Lehren aus dem Untersuchungsausschuss sind für zukünftige Bauprojekte dieser Größenordnung:
- keine Ausschreibung ohne Ausführungsplanung und validierte Ermittlung des Finanzbedarfs
- keine gravierenden Änderungen während der Bauausführung vornehmen
- sich als Bauherr so aufstellen, dass man seinen Pflichten (Überwachung, Organisation, Kontrolle der Unternehmen und ihrer Arbeit) auch nachkommen kann
- den Aufsichtsrat mit Fachleuten besetzen, um eine effektive Kontrolle zu ermöglichen
Mit diesen Erkenntnissen wollen wir Herrn Lütke Daldrup gerne konfrontieren und erhoffen uns Aufklärung der festgestellten Widersprüche in den Beurteilungen der unterschiedlichen Akteure.