Gewinnerinnen des 8. Hatun-Sürücü-Preises
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus hat am Freitagabend, 31. Januar 2020, zum achten Mal drei Berliner Projekte und Initiativen mit dem Hatun-Sürücü-Preis ausgezeichnet. Mit dem grünen Frauenpreis für die Förderung der Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen rücken wir die Menschen in den Vordergrund, die sich oft im Stillen, aber mit Tatkraft und viel Herz für Mädchen und junge Frauen engagieren. Gleichzeitig erinnern wir mit dem Preis an Hatun Sürücü, die am 7. Februar 2005 von einem ihrer Brüder ermordet wurde, weil sie ihr Leben selbstbestimmt und frei führen wollte. Die drei diesjährigen Preisträger*innen zeigen, wie vielfältig das Engagement aussehen kann:
1. PREIS: Mädchen*stadtteilladen ReachIna von Outreach gGmbH
Seit der Eröffnung des Mädchen*stadtteilladens am Frauentag 2000 begleiten drei Mitarbeiter*innen von ReachIna mit viel Engagement und Ideenreichtum die Neuköllner Mädchen und Frauen sowie jugendliche Transgender* von 10-18 Jahren. Bei offenen sport-, sexualpädagogischen sowie bildungspädagogischen Angeboten stehen die Bedürfnisse der Besucher*innen an erster Stelle. Selbstbestimmung und direkte Partizipation sowie Hilfe zur Selbsthilfe bilden dabei die Basis. Seit 2017 organisiert das Team von ReachIna auch mehrtägige erlebnispädagogische Fahrten für die Besucher*innen, durch die die Teilnehmenden gestärkt und der Zusammenhalt gefördert wird.
Preisgeld: 500 Euro. Gestiftet von Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin
2. PREIS: Die Freiheit, die ich meine – Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e. V.
Durch seine Angebote ermutigt das Projekt die teilnehmenden Mädchen und Frauen, sich bewusst mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen. Ein vielfältiges Bildungsangebot ermöglicht es den Teilnehmer*innen sich mit Herausforderungen wie z.B. der Reflexion über Geschlechterrollen und partnerschaftliche Beziehungen zu beschäftigen, um diesen selbstbewusst zu begegnen. Neben zahlreichen Workshopreihen für Schülerinnen bietet das Projekt auch Fortbildungen für Kiezmütter sowie für pädagogisches Fachpersonal an. Pädagogische Spiele und Materialien zum Thema Islamismusprävention werden entwickelt und bereitgestellt, um zwanglose Diskussionen zu Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Religiösität und Radikalisierung anzustoßen.
Preisgeld: 300 Euro. Gestiftet von Evelyn Bader, Gründerin und Geschäftsführerin von WomenFairTravel GmbH
3. PREIS: Hania Hakiel – Komorebi – Give something back to Berlin e.V.
Hania Hakiel engagiert sich seit vier Jahren im Rahmen des gemeinnützigen Vereins „Give something back to Berlin“ für marginalisierte Geflüchtete, insbesondere Frauen und Kinder. In dem von ihr geleiteten Projekt „Komorebi“ bietet sie Kurse zu Bewegung, Entspannung und Kunst an und unterstützt die Familien durch individuelle psychotherapeutische Angebote. Durch die Ausrichtung der Angebote auf die Bedürfnisse der Teilnehmer*innen sowie die Einbeziehung dieser bei der Programmgestaltung, werden die Frauen und Kinder gestärkt und auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben unterstützt.
Preisgeld: 200 Euro. Gestiftet von Ilknur Gümüs, Gründerin und Vorstandsmitglied des Interkulturellen Beratungs- und Begegnungs Centrums e.V. (IBBC e.V.)
Die Jury 2020
Die Preisträger*innen wurden von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Wir freuen uns sehr, dass wir 2020 Almila Bagriacik, Caterina Granz und das TINT Filmkollektiv als Jurorinnen gewinnen konnten:
Almila Bagriacik, Schauspielerin, spielte in zahlreichen renommierten Filmen und Serien (u.a. 4Blocks). Sie stand außerdem in Theatern wie dem Schauspielhaus Bochum auf der Bühne. Die Berlinerin wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis sowie dem Deutschen Schauspielpreis ausgezeichnet und für viele weitere Preise nominiert. Bereits in ihrem ersten Filmprojekt, dem vielfach ausgezeichneten Drama „Die Fremde“, setzte sich sich mit dem Thema Gewalt gegen Frauen auseinander. In Sandra Maischbergers aktuellem Film „Nur eine Frau“ stellt sie Hatun Sürücü selbst dar.
Caterina Granz, Leichtathletin, startet seit dem Alter von 14 Jahren für die Leichtathletikgemeinschaft Nord Berlin. Bereits in der Schule fiel ihre Ausdauerfähigkeit auf, inzwischen hat sie sich auf Mittel- und Langstreckenläufe spezialisiert. Ihre Paradedisziplin ist der 1500-Meter-Lauf, hier ging sie in diesem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Doha an den Start und feierte mit dem Sieg bei der Sommer-Universiade in Neapel ihren größten internationalen Erfolg. Kurz darauf wurde sie Deutsche Meisterin. Im Oktober hat sie außerdem ihr Psychologie-Studium an der Freien Universität Berlin abgeschlossen.
Das TINT Filmkollektiv setzt sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Film und in der Filmbranche ein. Es entwickelt Filmprojekte für mediale Aufklärungsarbeit im Bereich Gesellschaft und Politik. Auch Workshops zu Medienpädagogik sowie kultureller und politischer Bildungsarbeit werden durchgeführt. Die elf Kollektivistas kommen aus unterschiedlichen Ländern und sind in Berlin zu Hause. Sie arbeiten in einer solidarischen, empowernden Struktur mit gemeinsamen Entscheidungsprozessen und geteilter Verantwortung.
In der Jury sitzen zudem für die Grünen-Fraktion:
Anja Kofbinger, Sprecherin für Frauen-, Gleichstellungs- und Queerpolitik
Susanna Kahlefeld, Sprecherin für Partizipation und Beteiligung, sowie Europa