Mangel an ausgebildeten Lehrkräften nach wie vor besorgniserregend
Zur heutigen Pressekonferenz der Bildugssenatorin zum Schuljahr 2024/25 kommentiert Louis Krüger, bildungspolitischer Sprecher:
„Die Bildungssenatorin Günther-Wünsch hat heute stolz verkündet, dass der Lehrkräftemangel an Berliner Schulen angeblich auf 690 fehlende Stellen gesenkt wurde. Doch diese Zahl ist irreführend: Tatsächlich fehlen weiterhin 1.500 Lehrkräfte.
Ein genauerer Blick zeigt, wie die Senatorin versucht, den Mangel kleinzurechnen: Referendare werden zu zusätzlicher Arbeit gezwungen, was die Qualität ihrer Ausbildung beeinträchtigt und 160 fehlende Lehrerstellen verschleiert. Durch den Verzicht auf bestimmte Bedarfe, etwa für Schulersatzprojekte, werden weitere 300 Stellen nur scheinbar eingespart. Die Umwandlung von Lehrerstellen für andere Berufe mag kurzfristig helfen, ist aber keine dauerhafte Lösung – 340 dieser Stellen müssen langfristig wieder mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden. Besonders besorgniserregend ist, dass von 3.000 neu eingestellten Personen fast die Hälfte – etwa 1.300 – weder ausgebildete Lehrer noch qualifizierte Quereinsteiger sind.
Um weiterhin geschönte Zahlen präsentieren zu können, plant die Senatorin nun auch, an der strukturellen Zumessung zu rütteln, die essenzielle Angebote wie Sprachförderung und Inklusion sichert. Das wäre eine Kürzung auf dem Rücken der Schwächsten. Sollten zudem Lehrkräfte, die aktuell in der Ausbildung neuer Lehrer tätig sind, wieder in den regulären Unterricht zurückbeordert werden, würde das bewährte Ausbildungssystem massiv geschwächt – mit unabsehbaren Folgen.
Dieses Vorgehen ist nicht nur irreführend, sondern unverantwortlich. Was wir dringend brauchen, ist eine ehrliche Bestandsaufnahme. Die Schulen sind am Limit – das muss endlich anerkannt werden.
Anstatt auf dem Rücken der Schüler*innen und Beschäftigten zu sparen, sollte Günther-Wünsch Folgendes umsetzen: Stipendien für angehende Lehrkräfte in sozial benachteiligten Kiezen einführen, die Steuerung der Lehrkräfte über Einstellungskontingente wieder aufnehmen, Entlastungsmaßnahmen für Lehrkräfte in großen Klassen prüfen, die Stundentafel überarbeiten und außerschulische Träger strukturell in den Schulalltag integrieren.“