Sicherheit für Läufer*innen im Winter
Am Sonntag wird die Zeit umgestellt, es ist wieder früher Dunkel. Für viele FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender) bedeutet dies, dass das Laufen gehen am Abend keine Option mehr ist oder zumindest erheblich unangenehmer. Auf Grund von Erfahrungen von Belästigungen und sexualisierter Gewalt im öffentlichen Raum und einem darauf basierenden geringen Sicherheitsgefühl treffen viele FLINTA Vorkehrungen oder verzichten sogar auf ihren Sport. Dazu haben sich Vertreter*innen von Berliner Laufgruppen mit der Grünen Fraktion ausgetauscht und teilen folgendes mit:
Klara Schedlich, sportpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus: „Viele Frauen und queere Menschen teilen negative Erfahrungen beim Laufen, besonders in der Winterzeit. Wir sind in der Pflicht dafür zu sorgen, dass auch im Winter und in der Dunkelheit alle Menschen Sport treiben und sich im öffentlichen Raum bewegen können. Durch städtebauliche Maßnahmen, wie mehr Beleuchtung an viel genutzten Laufrouten und gut einsehbare Strecken, können Angsträume reduziert werden. Berlin muss selbstorganisierten FLINTA-Laufgruppen besseren Zugang zu Sportanlagen ermöglichen. Um an die Wurzel des Problems zu kommen, braucht es aber vor allem mehr Aufklärungsarbeit, sowohl an der Schule als auch am Arbeitsplatz, in Vereinen und Initiativen. Kommt es zu Vorfällen von Belästigung oder sexualisierter Gewalt, braucht es unbürokratische und mehrsprachige Meldestellen.“
Kathi Hoffmann von The Good Run: „Was wir brauchen, ist Zivilcourage und Solidarität von Menschen, die nicht betroffen sind und ihre Privilegien kennen. Ich habe bei mir in der Familie angefangen, mit den Männern darüber zu sprechen, wie es wäre, wenn sie aus Rücksicht die Straßenseite wechseln würden, wenn sie sich von hinten jemand im Dunklen nähern. Es hat einige Erklärungen gedauert, bis sie das Problem überhaupt verstanden hatten.“
Steffi Platt von Fierce Run Force: „Sicherheit beim Laufen – nicht nur im Dunkeln – ist für mich persönlich und meinen Verein, den FIERCE RUN FORCE e.V., von großer Bedeutung. Es geht nicht nur um die Forderung nach mehr Beleuchtung und Aufklärung in einer Gesellschaft, die sich oft am ‚weißen cis Mann‘ als Norm orientiert. Sicherheit bedeutet auch Sichtbarkeit und schließt gleichzeitig auch die Gender Exercise Gap ein. Dieser Umstand begrenzt unsere FLINTA-Community in ihrem Training und stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Letztendlich beeinflusst es auch unsere Gesundheit, da Bewegung und Training von essenzieller Bedeutung sind. Wir müssen uns gegen die Auswirkungen vom stetigen Abbau des Östrogenspiegel im Laufe der Zeit und unserer Haltemuskulatur im wahrsten Sinne des Wortes stellen und dagegen an laufen und trainieren. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit unserer Anliegen und reicht bis in den Bereich der Gendermedizin.“