Zum Schulstart fehlen Lehrkräfte und Konzepte
Zum Schulstart und dem damit verbundenen Lehrer*innenmangel und der fehlenden Bildungsgerechtigkeit erklären der Sprecher für Schulpolitik, Louis Krüger, und die Sprecherin für Bildung, Marianne Burkert-Eulitz:
Louis Krüger: „Der Lehrkräftemangel ist dramatisch. Um bedarfsdeckend auszubilden, müsste jede*r dritte Berliner Abiturient*in eine Lehrkraft werden. Wir müssen uns also damit beschäftigen, wie wir mit einer Lücke an Lehrkräften umgehen, die sich ohne Veränderungen im System niemals schließen wird. Deswegen müssen jetzt alle Maßnahmen ergriffen werden, um möglichst viele Lehrkräfte zu gewinnen. Dass die Verwaltung Studierende und ehemalige Lehrkräfte in die Schulen bringt und zusätzlich die Einführung von Ein-Fach-Lehrkräften sowie die leichtere Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse prüft, begrüße ich.
Frau Günther-Wünsche hat jedoch einmal mehr verpasst, die Konsequenzen des akuten Lehrkräftemangels beim Namen zu nennen: Teilungsunterricht wird aufgehoben, Sprach- und sonderpädagogische Förderung fallen weg, Ganztagsangebote werden gekürzt. Der Lehrkräftemangel trifft somit besonders diejenigen, die die Unterstützung am dringendsten brauchen. Vor allem in Schulen in Brennpunktlage und am Stadtrand wie in Marzahn-Hellersdorf oder Spandau macht sich das bemerkbar, hier gibt es Schulen mit einer Ausstattung unter 80%.
Ich fordere daher die sofortige Stärkung der Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten und Bildungsträgern, eine Debatte über die Kürzung der Stundentafel und endlich ein handfestes Konzept für eine bessere Steuerung bei der Einstellung.“
Marianne Burkert-Eulitz: „1100 geflüchtete Kinder und Jugendliche werden immer noch von ihrem Recht auf Bildung ausgeschlossen. Dies ist eine der höchsten Zahlen Deutschlandweit. Kinder und Jugendliche haben in der Coronakrise mit Schulschließungen und sozialen Isolation mit die größten Opfer gebracht. Viele Kinder leiden unter psychischen und sozialen Folgen. Auch das pädagogische Personal ist immer noch erschöpft. Die massiven Lernrückstände, die sich in den Vergleichsarbeiten der dritten und achten Klassen wiederspiegeln, zeigen das klar. Die Senatorin hat bislang keine Ideen, die sich mit diesen noch Jahre anhaltenden Folgen der Pandemie beschäftigen. Auch im Haushaltsentwurf findet sich im Gegensatz zum rot-grün-roten aktuellen Haushalt nichts mehr.
Als Antwort auf die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten werden durch die CDU Senatorin auf der einen Seiten die Gymnasien durch den Wegfall des MSA entlastet, der Druck gerade auf die Grundschüler*innen und Pädagog*innen an den Grundschulen wird durch zusätzliche Klassenarbeiten erhöht. Was eine solche Maßnahme mit der Verbesserung von Leistungen in Deutsch und Mathe zu tun haben soll, diese Antwort bleibt Frau Günther-Wünsch schuldig. Die Kinder und Jugendlichen brauchen weniger Druck und die Pädagog*innen mehr Zeit für sie, hier wäre Mut in einer Diskussion, wie kann gerade die Grundschule inhaltlich neu aufgestellt werden gefragt.“