Starke Frauen für weibliche Selbstbestimmung – Stifterinnen und Jury des Hatun-Sürücü-Preises
Elf Jahre sind vergangen seit der Ermordung Hatun Sürücüs. Zu ihrem Gedenken verleihen wir am 5. Februar 2016 zum vierten Mal im Abgeordnetenhaus den Hatun-Sürücü-Preis. Der mit insgesamt 1000 Euro dotierte Frauenrechtspreis der Grünen-Fraktion zeichnet Menschen aus, die sich tatkräftig und mit viel Herz für Mädchen und junge Frauen einsetzen. Wir wollen diese oft im Stillen verrichtete Arbeit sichtbar machen und zeigen, wie wichtig dieses Engagement ist.
Ausgezeichnet werden drei Personen oder Initiativen aus Berlin, die sich in besonderer Weise für das Recht auf Chancengleichheit und Selbstbestimmung einsetzen. Der grüne Frauenrechtspreis ist Hatun Sürücü gewidmet, die am 7. Februar 2005 Opfer eines sogenannten Ehrenmordes wurde. Für uns ist sie der Inbegriff einer starken und mutigen Frau. Die junge Mutter hatte sich aus einer Zwangsehe befreit und führte danach gegen alle Widerstände ein selbstbestimmtes Leben. Kurz vor Abschluss ihrer Gesellenprüfung zur Elektroinstallateurin wurde sie von einem ihrer Brüder auf offener Straße erschossen.
Die Jurorinnen der diesjährigen Preisverleihung
Wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Jahr für die Jury Meral Al-Mer, Prof. Barbara John und Sharon Adler als Jurorinnen gewinnen konnten.
Die Berliner Musikerin und preisgekrönte Journalistin Meral Al-Mer mit türkisch-syrischen Wurzeln wurde als Kind von ihrem Vater nach Deutschland verschleppt, wo er sie jahrelang unbehelligt quälte und misshandelte, bevor sie sich befreien konnte. In ihrem viel beachteten Buch „Nicht ohne meine Mutter“ erzählt sie ihre Geschichte. Den Anstoß gab ein Zeitungsbericht über das Schicksal von Hatun Sürücü.
Barbara John war viele Jahre AusländerInnenbeauftragte des Berliner Senats. Auch darüber hinaus setzt sie sich für Integration, Antidiskriminierung und Gleichstellung ein – als Vorsitzende des Beirats der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin.
Sharon Adler ist Gründerin und Chefredakteurin des Frauen-Onlinemagazins „AVIVA“. Seit mehr als 15 Jahren setzt sie sich für Emanzipation und gegen Diskriminierung aller Art ein. Dafür wurde sie 2012 mit dem Berliner Frauenpreis ausgezeichnet.
Die Stifterinnen des Hatun-Sürücü-Preises
Der feierliche Empfang und die Preisverleihung am Freitagabend geben wir zu Ehren von Hatun Sürücü und dem Engagement der ausgezeichneten Personen oder Initiativen. Dass es möglich ist, diesen PreisträgerInnen auch eine finanzielle Unterstützung zu übergeben, verdanken wir den Stifterinnen der Preisgelder – drei Frauen, die selbstbewusst ihren Weg gehen.
Ilona Paschke-Yuvanc, Geschäftsführerin von „Titanic Reisen“, stiftet den ersten Preis in Höhe von 500 Euro. Durch ihre Arbeit ist sie bekannt als Organisationstalent, das es schafft mit großem Einsatz und starken Überzeugungen, Dinge zu verändern und dabei sozial kompetent und verantwortlich zu handeln.
Auch Katja von der Bey ist eine Schlüsselfigur der Berliner Unternehmerinnen und kämpft als Geschäftsführerin der WeiberWirtschaft, des größten Gründerinnenzentrums Europas, für Geschlechtergerechtigkeit in der Wirtschaft. Für ihre Arbeit wurde sie 2013 mit dem Berliner Frauenpreis ausgezeichnet. Ihr verdanken wir in diesem Jahr den zweiten Preis mit 300 Euro Unterstützung.
Auch die Stifterin des dritten Preises mit 200 Euro, Jasmin Taylor, kann auf eine erfolgreiche Unternehmerinnengeschichte zurückblicken. Mit 17 Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen, ergriff sie ihre Chance zur Selbständigkeit. Sie studierte und baute innerhalb von sechs Jahren ein florierendes Touristikunternehmen auf. Um auch andere Frauen in einer ähnlichen Situation zu unterstützen, gründete sie den Verein Strong Independent Sisters (SIS), der ein Mentoring-Programm für geflüchtete Frauen anbietet.