Angstfrei auch im Winter laufen ? – Unser Fachgespräch am 17.10.2023
Ob Hobbyläufer*in oder organisierte Laufgruppe: Dass es im Winter wieder früher dunkel wird, beschäftigt viele Frauen und queere Personen, die gerne laufen gehen. Das zeigt auch unser Fachgespräch am 17. Oktober, an dem viele Personen aus Berliner Laufcommunity teilgenommen haben.
Mit rund 40 Gästen und einem vielfältig besetzten Podium, bestehend aus Juliana Wimmer (Run Pack Berlin), Kathi Hoffmann (The Good Run), Oumou Aidara (DNA – Running Collective), Steffi Platt (Fierce Run Force) und Thị Minh Huyền Nguyễn (Joy Run Collective), starteten wir in den Austausch darüber, welche Handlungsmöglichkeiten die Politik hat. Für unsere bündnisgrüne Fraktion nahmen Bettina Jarasch (Fraktionsvorsitzende), Klara Schedlich (Sprecherin für Sportpolitik), Bahar Haghanipour (Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Sprecherin für Frauenpolitik und Gleichstellung) und Gollaleh Ahmadi (Sprecherin für Sicherheitspolitik) auf dem Podium Platz.
Viele Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen (FLINTA) teilen negative Erfahrungen beim Laufen im Dunkeln; und auch bei Tageslicht. Gemeinsam wurden Ideen gesammelt, wie die Sicherheit von Läufer*innen in Berlin verbessert werden kann.
Da Laufen meist kein Vereinssport ist, sondern viele allein oder in selbstorganisierten Laufgruppen in Parks unterwegs sind, fehlt der Zugang zu gut beleuchteten Sportstätten mit Umkleiden. Eine Möglichkeit wäre es FLINTA*-Laufgruppen vor allem abends die Nutzung der Berliner Sportstätten zu erlauben. Dafür wurde vorgeschlagen, die Öffnungszeiten der Sportplätze anzupassen und öffentlich online einsehbar zu machen.
Laufen im öffentlichen Raum kann durch die Verringerung von Angsträumen mittels städtebaulicher Maßnahmen, wie eine tagesähnliche Beleuchtung an beliebten Laufrouten, verbessert werden. Auch ein gutes, mit dem Handy verbundenes Alarmsystem, wurde beim Fachgespräch gefordert.
Alle waren sich einig, dass Vorfälle sexualisierter, queerfeindlicher und rassistischer Gewalt beim Laufen ein strukturelles Problem sind. Daher sollte ein Fokus auf Aufklärungsarbeit in schulischen Einrichtungen, am Arbeitsplatz und bei der Polizei gelegt werden. Auch Kampagnen im öffentlichen Raum können das Bewusstsein und die Zivilcourage stärken. Kommt es zu Vorfällen von Belästigung oder sexualisierter Gewalt, dann braucht es Meldestellen, die unbürokratisch und mehrsprachig sind.
Im Verlauf der Veranstaltung wurde deutlich, dass es nicht die eine Lösung gibt, die für alle Läufer*innen passt. Wenn es um Sicherheit beim Laufen geht, dann ist es wichtig an die Inklusion aller Läufer*innen zu denken!
Allgemein braucht es im Sport und in der Medizin auch mehr Bewusstsein für nicht-männliche Körper.
Wir danken allen Läufer*innen, dass sie ihre Erfahrungen und Wünsche mit uns geteilt haben und freuen uns gemeinsam weiter daran zu arbeiten, dass Läufer*innen in Berlin ihrem Sport sicher nachgehen können – vor allem jetzt, wo es noch früher dunkel wird. Sind eure Uhren schon umgestellt?