MigrantInnen engagiert in und für Berlin – Bericht zum Migrationspolitischer Frühjahrsempfang 2016
„MigrantInnen engagiert in und für Berlin – Migrantenorganisationen als zivilgesellschaftliche Akteure“ – unter diesem Motto stand der 17. migrationspolitische Frühjahrsempfang in diesem Jahr. Die vielfältige Arbeit der Migrantenorganisationen in Berlin stand im Mittelpunkt.
Die falsche Vorstellung, dass Migrantenorganisationen lediglich „Gastarbeitervereine“ seien, die sich irgendwann – mit der endgültigen Integration der ImmigrantInnen – überflüssig machen und auflösen, ist obsolet. Migrantenorganisationen sind wesentliche Teile der Ankommensstrukuren, sie schaffen Anbindung und Übergang. Sie haben eine Brückenfunktion und sind mit ihren vielfältigen Angeboten aktive GestalterInnen der Einwanderungsgesellschaft mit einem neuen Selbstverständnis.
Der Empfang war auch eine Gelegenheit für einen Rückblick auf die Legislaturperiode: Der Karneval der Kulturen konnte gerettet und organisatorisch neu aufgestellt werden, das Bündnis „Kein Wir ohne uns“ hat eine ernsthafte Moderation der Förderkriterien eingefordert, die Klientelpolitik im Bereich Roma-Aktionsplan ist aufgedeckt und hatte personelle Konsequenzen.
Insgesamt ist die Bilanz des Senats eher negativ: Abschaffung des/der unabhängigen Integrationsbeauftragten, undurchsichtige Förderentscheidungen – Klientenpolitik und an den Bedarfen vorbei – Blockade bei der Antidiskriminierungsarbeit und ein Auseinanderdriften von Integrationsarbeit und Integrationspolitik.
Um so wichtiger waren die Impulse der beiden GastrednerInnen:
Safter Çınar, TBB erinnerte daran, dass schon vor Gründung der ersten Migrantenorganisationen, die sogenannten „Gastarbeiter“ bereits in Gewerkschaften organisiert waren um sich für ihre Rechte einzusetzen. Bereits Ende der 60er Jahre entstanden dann auch die ersten spanischen Elternvereine. Mittlerweile hätten in Berlin fast alle migrantischen Commmunities Vereine, Verbände und andere Formen der Zusammenschlüsse gegründet. Eine genaue Auflistung gäbe es nicht. Nach der Diskussion in den 90er Jahren darüber, ob Migrantenorganisationen möglicherweise die Integration verhindern würden, sei ihre Bedeutung heute unstrittig. Migrantenorganisationen agieren interkulturell und seien heute wichtige AnsprechpartnerInnen für Verwaltung und Politik. Zurecht wies Safter Cinar am Ende darauf hin, dass der Berliner Senat sich jedoch Gedanken darüber machen müsse, wie Migrantenorganisationen langfristig unterstützt werden könnten.
Lucía Muriel, moveGlobal verwies auf die zunehmende Vielfalt in der Landschaft der Migrantenorganisationen. Migrantenorganisationen seien heute Vorbilder für die Gesellschaft, indem sie Brücken bauen und Raum für Dialog schaffen, um ein friedliches und respektvolles Zusammenleben in der Stadt zu etablieren. In diesem Sinne könne auch die Kooperation der Migrantenorganisationen modellhaft sein. Sie forderte gleichberechtigten Zugang der Migrantenorganisationen zu gesellschaftlichen Ressourcen und gleichen Zugang zu Chancen in Politik, Gesellschaft und Kultur.
Musikalisch begleitet wurden wir an diesem Abend von den HeartBeaters Berlin.
Vielen Dank allen, die dabei waren!