30 Jahre Wiedervereinigung: Einheit heißt Vielfalt
Zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 erklären die Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus Antje Kapek und Silke Gebel:
„Vor 30 Jahren hat Berlin der Welt gezeigt, dass menschlicher Wille alles versetzen kann. Da wurde aus zwei Ländern wieder eins, aus zwei Städten ein Berlin. Die Voraussetzung dafür wurde am 9. November 1989 geschaffen. Die Mauer, die unsere Stadt und ihre Menschen so lange getrennt hat, ist nicht einfach gefallen. Sie wurde gestürzt von vielen mutigen Menschen. Ihnen allen gilt unser besonderer Dank.
Seitdem wächst Berlin zusammen. Und dennoch: Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es noch immer soziale Unterschiede zwischen den ehemaligen Ost- und Westteilen, auch in Berlin. Die Lebensstandards in den neuen Bundesländern gleichen sich zwar an, liegen aber immer noch unter denen in den alten Ländern. Es gibt eine höhere Arbeitslosigkeit, mehr Armut und weiterhin eine mangelnde Repräsentation von Ostdeutschen in politischen Entscheidungspositionen. 30 Jahre Einheit sollte uns alle an das Versprechen erinnern, das wir damals geleistet haben. Dass alle Menschen in diesem Land und in dieser Stadt gleich gut leben können und dieselben Chancen haben. Dieses Versprechen muss Wirklichkeit werden.
Heute stehen wir erneut vor historischen Herausforderungen. Die Corona-Pandemie hat vermeintliche Sicherheiten zerstört, viele Menschen bangen um ihre Gesundheit und ihre wirtschaftliche Existenz. Aber wenn wir auf die Geschichte unserer Stadt zurückblicken, dann sind wir hoffnungsvoll. Wir Berlinerinnen und Berliner haben schon so viel überstanden. Aber es gelingt uns nur gemeinsam und in Solidarität miteinander. Jung und alt, Zugezogene und Ur-Berliner, Lichtenberg und Zehlendorf. Darin war Berlin immer gut. Wir heißen willkommen − ob am 10. November 1989 auf dem Kudamm oder in den vergangenen Jahren in den Unterkünften für Geflüchtete. Wir grenzen nicht aus, wir führen zusammen. Vereint in Vielfalt.“