Fraktion vor Ort: Hilfetag in der Bahnhofsmission
Taschentücher, Nagelknipser, Kämme, Unterwäsche, Schlafsäcke – die Wünsche klingen so klein und können so viel bewirken. Das haben wir mit eigenen Augen gesehen, als wir am 04.10.2018 zu unserem Einsatztag als ehrenamtliche Helfer*innen in die Bahnhofsmission am Zoologischen Garten kamen. Wir brachten vier große Taschen mit Spenden mit diversen Hygieneartikeln mit und wir konnten selbst erleben, was so kleine Artikel für eine Wirkung haben können. Dieter Puhl, der Leiter der Bahnhofsmission, freute sich über diese Spenden: „Wir können uns nicht vorstellen, was es für einen Menschen, der auf der Straße lebt, bedeutet, ob er oder sie ein Taschentuch hat oder nicht. Ein einfaches Taschentuch kann Menschenwürde bedeuten.“
Die steigende Wohnungslosigkeit stellt eine der größten Herausforderungen des Landes Berlin dar. Die Situation verschärft sich zusehends durch den angespannten Wohnungsmarkt und die Armut auf der Straße verfestigt sich. Wir haben es uns in der rot-rot-grünen Koalition zum Ziel gesetzt die Wohnungslosenpolitik grundlegend zu novellieren. Daher ist der Einsatztag in der Bahnhofsmission wichtig, um zu sehen, wie die Situation für die Wohnungslosen in Berlin aktuell ist.
In der Bahnhofsmission am Zoologischen Garten werden täglich bis zu 700 Menschen mit Speisen und warmen Getränken versorgt. Ein großes Team aus ca. 200 Ehrenamtlichen unterstützt die Arbeit der Bahnhofsmission, die Menschen in größter Armut als Gäste empfängt. An unserem Einsatztag dürfen auch wir die charakteristischen blauen Westen mit dem Kreuz der Bahnhofsmission überstreifen und die Arbeit, die Gäste und die Helfer*innen der Bahnhofsmission kennenlernen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen Antje Kapek ist davon überzeugt, dass der Einsatz vor Ort wichtig ist, um gute Politik zu machen: „Wir wollen in der Wohnungslosenpolitik wirklich etwas verändern. Im letzten Landeshaushalt wurden schon viele Gelder erhöht, aber das allein reicht nicht: es fehlt noch der Masterplan. Den kann man nur entwickeln, wenn man mit den Menschen vor Ort spricht.“ Stefan Ziller, der Sprecher für Armutsbekämpfung der grünen Fraktion unterstützt diesen Ansatz und erklärt, dass es zur Zeit mit dem Prozess der Strategiekonferenz der Sozialverwaltung auch einen guten Prozess mit vielen guten Ansätzen gibt: „Am 10.10. werden bei der 2. Strategiekonferenz der Wohnungslosenpolitik die Ideen aus den Arbeitsgruppen präsentiert. Wir erwarten, dass der Senat die Ergebnisse dieser Konferenz ernst nimmt und kurzfristige sowie langfristige Veränderungen anstößt.“
Beim Einsatztag in der Bahnhofsmission sind 13 Helfer*innen der grünen Fraktion, die in kleine Teams in der Bahnhofsmission eingeteilt werden: Eine Gruppe empfängt die Gäste an der Tür, eine Gruppe verteilt das Essen an die Menschen, eine Gruppe spült das Geschirr, eine Gruppe schmiert Brote, eine Gruppe betreut die Kleiderkammer und eine Gruppe unterstützt das Hygienecenter. Der Ablauf eines nachmittags ist routiniert. Die Menschen kennen das Angebot gut und Gäste und Helfer*innen sind oft miteinander vertraut. In den fünf Stunden, die wir in der Bahnhofsmission verbringen, gibt es drei Öffnungszeiten, in denen die Menschen jeweils für maximal eine Stunde im Essenssaal versorgt werden. Die Menschen sind dankbar für das Angebot und auch die Helfer*innen kümmern sich besorgt um ihre Gäste. So wurden die Brote mit extra dick Aufschnitt belegt und Brottüten dabei gelegt, damit die Menschen möglichst gut versorgt werden.
Das Hygienecenter bietet von 10 bis 18 Uhr jeden Tag die Möglichkeit für Toilette, Duschen und Waschen für alle Menschen an. Das hat die sozialpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion, Fatoş Topaç besonders beeindruckt: „Vielen Menschen konnte man überhaupt nicht ansehen, dass sie auf der Straße leben. Es ist bewegend, wie selbstbewusst und gestärkt die Gäste auf die Straße traten nach dem Hygieneangebot.“
Nach dem Einsatztag ist allen ehrenamtlichen Helfer*innen deutlich geworden, was für eine wichtige Arbeit in der Bahnhofsmission geleistet wird. Es ist beeindruckend, wie in der Bahnhofsmission mit den Menschen auf Augenhöhe umgegangen wird, wenn ansonsten viele Menschen versuchen wegzugucken. Es werden immer ehrenamtliche Helfer*innen in der Bahnhofsmission gesucht. Wir werden den Aufruf zur Mithilfe verbreiten und sicherlich noch einmal wiederkommen.